Erste Verhandlung ohne Angebot Arbeitgeber lassen Beschäftigte der Holz- und Kunststoffindustrie im Regen stehen

Ernüchterung nach dem Auftakt der Tarifverhandlungen für die Holz- und Kunststoffindustrie in Niedersachsen: Die Arbeitgeber haben die erste Runde in Osnabrück ohne jedes Angebot beendet.

Warnstreik in Güstersloh am 15.10.21 anlässlich der Tarifrunde Holz- und Kunststoff 2021

21. November 2025 21. November 2025


Die IG Metall zeigt sich enttäuscht über die ausbleibende Initiative und fordert nun zügig greifbare Fortschritte, um die wirtschaftliche und soziale Lage der Beschäftigten spürbar zu verbessern.

Die Gewerkschaft fordert 5 Prozent mehr Entgelt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, eine deutliche Anhebung der Ausbildungsvergütungen sowie einen exklusiven Vorteil nur für Gewerkschaftsmitglieder. Diese Forderungen sind laut IG Metall keine überzogenen Wünsche, sondern Ausdruck der Realität: Die Lebenshaltungskosten bleiben hoch, während die Kaufkraft seit Jahren stagniert.

„Unsere Kolleginnen und Kollegen haben in den letzten Jahren unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen den täglichen Spagat zwischen hoher Inflation und wachsendem Kostendruck mit hoher Leistung im Betrieb erbracht“, erklärte Markus Wente, Verhandlungsführer der IG Metall Niedersachsen. „Die Beschäftigten brauchen eine spürbare Entlastung – besonders diejenigen, die Tag für Tag mit knappen Einkommen über die Runden kommen müssen.“

Seit Anfang 2022 sind die Verbraucherpreise in Deutschland um 17,4 Prozent gestiegen, während die Entgelte in der Branche lediglich um 12,9 Prozent zulegten. Das bedeutet einen Reallohnverlust von fast fünf Prozentpunkten – ein Loch, das viele Haushalte unmittelbar zu spüren bekommen. „Unsere Forderung ist realistisch und wirtschaftlich gut begründet“, so der Verhandlungsführer weiter. „Sie ist notwendig, um Kaufkraft zu sichern, die Binnenkonjunktur zu stützen und die Branche für Fachkräfte und Auszubildende attraktiv zu halten.“

Bei den Ausbildungsvergütungen gibt es besonderen Handlungsbedarf: Diese liegen deutlich unter denen anderer Industriezweige – bis zu 200 Euro monatlich unter dem Niveau der Metall- und Elektroindustrie zum Beispiel. „Das ist nicht konkurrenzfähig und auf Dauer auch nicht verantwortbar“, sagt der Metaller. „Wer Nachwuchs gewinnen will, muss jungen Menschen eine Perspektive bieten, die mehr ist als Idealismus. Eine gute Ausbildung braucht faire Bezahlung – alles andere ist ein Standortnachteil im Wettbewerb um Fachkräfte.“

Darüber hinaus setzt die IG Metall auf eine mitgliederwirksame Komponente im Tarifvertrag. Damit sollen tarifliche Vorteile gezielt jenen zugutekommen, die sich in der Gewerkschaft organisieren und damit Tarifbindung überhaupt erst möglich machen. „Tarifverträge entstehen nicht von selbst – sie sind das Ergebnis solidarischer Stärke“, so Wente. „Diese Stärke zu honorieren, ist Ausdruck gelebter Sozialpartnerschaft.“

Die IG Metall erwartet nun, dass die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde ein substanzielles Angebot vorlegen. „Wir wollen eine Lösung am Verhandlungstisch – fair, sachorientiert und verantwortungsvoll“, erklärte Wente.

Die Friedenspflicht endet am 13. Dezember 2025. Eine mögliche Einigung muss sowohl den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch den berechtigten Erwartungen der Beschäftigten gerecht werden. Die zweite Tarifverhandlung ist für den 9. Dezember 2025 geplant.

In der Holz- und Kunststoffindustrie in Niedersachsen sind rund 18.000 Beschäftigte tätig. Die Branche produziert Möbel, Fenster, Türen, Verpackungen und Komponenten für zahlreiche andere Industriezweige – und ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil der industriellen Wertschöpfung in der Region.