Deutschland befindet sich mitten in einer tiefgreifenden industriellen Krise. Immer mehr Betriebe schließen Produktionslinien, wickeln Standorte ab oder verlagern ganze Unternehmensbereiche ins Ausland. Hinter diesen Entscheidungen stehen Menschen – Beschäftigte, die ihre Perspektive verlieren, Familien, die in Unsicherheit geraten, und Regionen, deren wirtschaftliche Grundlage erodiert.
Besonders betroffen sind die industriellen Kernregionen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen hier direkt oder indirekt an einer starken Industrie. Wenn diese Basis bröckelt, verliert nicht nur eine Branche an Kraft – dann gerät ein ganzes Land ins Wanken.
Deshalb fordern wir die Politik auf: Die Landesregierungen müssen im Bundesrat eine entschlossene, planvolle und sozial verantwortliche Industriepolitik einfordern – damit aus dem „Herbst der Ankündigungen“ kein „Winter der Entlassungen“ wird. Es geht um nicht weniger als die Zukunft von Beschäftigung, Wertschöpfung und gesellschaftlichem Zusammenhalt.
Der Wohlstand Deutschlands beruht seit Jahrzehnten auf der Arbeit von Millionen Menschen in Industrie und Handwerk – im Maschinenbau, der Fahrzeugproduktion, der Metallverarbeitung, der Energietechnik oder der Chemie. Sie sichern gute Einkommen, Innovationen und solide Steuereinnahmen.
Während Unternehmen von „Effizienzsteigerung“ sprechen, erleben viele Belegschaften vielmehr den Rückzug aus industrieller Verantwortung: Produktionsverlagerungen, Investitionsstopps, Standortschließungen – und stets findet sich ein Grund: zu teuer, zu kompliziert, zu langsam.
Doch eines ist klar: Transformation darf kein Deckmantel für Personalabbau sein. Wenn von Zukunftsindustrien die Rede ist, muss diese Zukunft auch hier stattfinden – mit guten Arbeitsplätzen, Tarifbindung, Mitbestimmung und einer Infrastruktur, die den Namen verdient.
Deutschland verliert schleichend seine industrielle Substanz. Das gefährdet nicht nur einzelne Betriebe, sondern ganze Regionen – von Zulieferketten über Forschungseinrichtungen bis zu kommunalen Haushalten.
Wenn ein Werk schließt, verlieren junge Menschen Ausbildungsperspektiven, Kommunen ihre Einnahmen, und Belegschaften ihr Vertrauen in politische Verantwortung. Ein Land, das seine industrielle Basis aufgibt, riskiert auch seine soziale Stabilität. Diese Entwicklung ist nicht unausweichlich – aber sie lässt sich nur durch entschlossenes Handeln umkehren.
Unsere Forderungen
1. Öffentliche Gelder an klare Bedingungen knüpfen. Standorte und Beschäftigung sichern!
Staatliche Unterstützung darf es nur für Unternehmen geben, die sich verbindlich zu Beschäftigung, Tarifbindung und Standorttreue bekennen. Keine Förderung für Konzerne, die Standorte schließen, Tarifbindung umgehen oder Arbeitsplätze abbauen.
2. Energie bezahlbar machen.
Ein Industriestrompreis von max. 5 Cent/kWh ab 1. Januar 2026 – inklusive Netzentgelte – ist notwendig. Hier ist einiges in Aussicht, muss aber zwingend und schnell kommen - zudem braucht es eine Kopplung an Beschäftigung und Standortgarantien. Die Stromsteuer auf europäisches Mindestmaß senken. Auch private Haushalte brauchen sinkende Preise.
3. Wertschöpfung in Europa halten.
Öffentliche Aufträge und Fördermittel müssen an europäische Produktion gebunden werden. Es braucht eine verlässliche und nachvollziehbare Local-Content-Strategie.
4. Zukunftsprogramm Automobil.
Neue Förderkulisse für Elektromobilität, Aufbau eines Social Leasing-Angebotes, günstigerer Ladestrom im öffentlichen Raum, weiterer Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur, der erneuerbaren Energien sowie der Netze.
5. Sozialstaat schützen – Transformation sozial gestalten.
Kein Kahlschlag beim Sozialstaat. Einschnitte bei Arbeitszeit, Rente oder Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall sind keine Lösung. Wandel gelingt nur mit Sicherheit statt Angst.
6. Solidarische Finanzierung.
Milliarden- und Millionenvermögen sowie hohe Kapitalgewinne müssen stärker zur Finanzierung öffentlicher Aufgaben beitragen. Mittel- und Geringverdienende brauchen Entlastung.
Der Herbst der Ankündigungen darf nicht zum Winter der Entlassungen werden. Wir brauchen jetzt gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften – für eine starke Industrie, gute Arbeit und soziale Verantwortung.
Für den Niedersächsischen Landtag haben wir dazu eine Petition ins Leben gerufen: openpetition.de/!ngjty
Diese Petition ist wichtig, weil Deutschland dabei ist, seine industrielle Grundlage zu verlieren – schleichend, aber mit dramatischen Folgen für Beschäftigte, Regionen und den sozialen Zusammenhalt. Wenn Werke schließen, wenn Produktion ins Ausland verlagert wird und wenn Investitionen ausbleiben, verschwinden nicht nur Arbeitsplätze. Es brechen ganze Wertschöpfungsketten weg, Kommunen verlieren Einnahmen, junge Menschen berufliche Perspektiven und ganze Regionen ihre Zukunftsfähigkeit.
Eine moderne Industriepolitik braucht mehr als Förderprogramme: Sie braucht Resilienz. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie verwundbar Deutschland und Europa sind – bei Energie, Rohstoffen und Schlüsseltechnologien.
Gerade in Bereichen wie Stahl, Batteriezellen und Halbleitern entscheidet sich, ob Europa technologisch eigenständig bleibt oder abhängig wird: Die Stahlindustrie ist Grundlage jeder industriellen Wertschöpfung. Ihre klimaneutrale Transformation muss staatlich flankiert werden.
- Die Batterieproduktion entscheidet über die Zukunft des Automobilstandorts. Deutschland braucht eine eigenständige Fertigung – nicht verlängerte Werkbänke fernab europäischer Standards.
- Die Halbleiterindustrie ist das Nervensystem moderner Wirtschaft. Ohne eigene Kompetenzen droht technologische Erpressbarkeit.
Resilienz bedeutet: Standorte sichern, Lieferketten diversifizieren, Schlüsseltechnologien in Europa halten. Niedersachsen kann dabei eine Schlüsselrolle spielen – mit Stahl und Wasserstoff im Norden, Fahrzeug- und Maschinenbau im Zentrum und neuen Batterie- und Halbleiterstandorten im Süden.
Doch zur wirtschaftlichen Unsicherheit kommt eine zweite, ebenso gefährliche Entwicklung: Unter dem Vorwand wirtschaftlicher Zwänge wird zunehmend am sozialen Schutzsystem gesägt, das Deutschland über Jahrzehnte stark gemacht hat. Vorschläge zu längeren Arbeitszeiten, Rentenkürzungen, aufgeweichten Tarifstandards oder zur Aushöhlung der Lohnfortzahlung werden als „notwendige Reformen“ verkauft – tatsächlich aber wären sie ein direkter Angriff auf den Sozialstaat und auf die Menschen, die jeden Tag mit ihrer Arbeit die Grundlage unseres Wohlstands schaffen.
Ein Land, das gleichzeitig Industriearbeitsplätze verliert und seinen Sozialstaat schwächt, nimmt sich selbst die Zukunft. Denn wirtschaftliche Transformation gelingt nicht durch Druck, Angst und soziale Einschnitte, sondern durch Stabilität, Planungssicherheit und Respekt vor der Leistung der Beschäftigten.
Diese Petition ist wichtig, weil wir diesen doppelten Rückzug – den industriellen und den sozialen – nicht akzeptieren dürfen. Deutschland braucht eine klare, vorausschauende Industriepolitik, die Arbeitsplätze sichert, Wertschöpfung im Land hält und Unternehmen in die Verantwortung nimmt. Und ebenso braucht es einen starken Sozialstaat, der nicht zum Kostenfaktor erklärt wird, sondern als das verstanden wird, was er ist: eine Grundlage für gesellschaftliche Stabilität, Innovationskraft und gute Arbeit.
Wir fordern Politik und Wirtschaft auf, Verantwortung zu übernehmen – jetzt, bevor der Schaden irreversibel wird. Industrieabbau und Sozialabbau dürfen nicht die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit sein. Unsere Zukunft darf nicht der Preis kurzfristiger Rendite oder politischer Untätigkeit sein.
Deutschland braucht eine Industriepolitik, die Wettbewerbsfähigkeit, Klimaschutz und soziale Sicherheit zusammenführt. Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu bewahren, sondern Zukunft zu ermöglichen – auf Grundlage von Arbeit, Innovation und Fairness.
Wer Industriearbeit schützt, schützt Stabilität.
Wer Standorttreue einfordert, stärkt Vertrauen.
Wer Beschäftigung sichert, erhält gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Deshalb erheben wir unsere Stimme: für eine starke Industrie, für sichere Arbeitsplätze, für einen verlässlichen Sozialstaat.