Jungheinrich blockiert Lösungen Arbeitskampf wird fortgesetzt, Produktionsrückstand in Lüneburg wächst an

Die IG Metall und der Betriebsrat des Jungheinrich-Werks in Lüneburg zeigen sich tief enttäuscht und zunehmend empört über das Verhalten der Unternehmensleitung im laufenden Beteiligungsprozess zur Zukunft des Standorts.

Streik bei Jungheinrich in Lüneburg

1. Dezember 2025 1. Dezember 2025


Während die Arbeitnehmervertretung mit hoher Fachkompetenz, Innovationsgeist und Verantwortungsbewusstsein konkrete Vorschläge für eine zukunftsfähige Standortstrategie erarbeitet, reagiert die Arbeitgeberin mit Abschottung, Verzögerung und offener Behinderung der Mitbestimmung.

„Es ist schlichtweg respektlos, mit welchem Desinteresse Jungheinrich auf das große Engagement seiner Beschäftigten reagiert“, erklärt Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg. „Die Betriebsräte bringen Herzblut und Expertise ein, sie wollen Zukunft gestalten. Doch statt auf Kooperation setzt der Vorstand auf Konfrontation. Gerade in einer Zeit, in der Beschäftigte Verlässlichkeit brauchen, ist das Verhalten der Unternehmensführung ein fatales Signal.“

Während die Betriebsräte gemeinsam mit der Belegschaft Lösungen suchen, hält die Arbeitgeberseite an ihrer Blockadehaltung fest. Der unbefristete Arbeitskampf dauert derweil ungebrochen an. „Der Produktionsrückstand liegt inzwischen auf dem Niveau einer kompletten Monatsproduktion“, so der Gewerkschafter weiter. „Man hat den Eindruck, der Vorstandsvorsitzende Dr. Lars Brzoska befindet sich zum 1. Advent längst im Weihnachtsurlaub – während draußen die Kolleginnen und Kollegen für ihre Zukunft streiken.“

Am 27. November 2025 hatte der Betriebsrat gemeinsam mit den Beratern von Wirtschaft und Analyse für Betriebsräte (WAB) ein umfassendes Workshopkonzept vorgestellt. Ziel ist es, in enger Einbindung der Belegschaft und Werksleitung Alternativen zur geplanten Standortentwicklung zu erarbeiten und so die Produktion, Konstruktion und die qualifizierten Arbeitsplätze in Lüneburg zu sichern. „Was die Betriebsräte hier leisten, ist vorbildlich – das ist verantwortungsvolle Mitbestimmung im besten Sinne“, betont Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg. „Doch der Vorstand blockiert jeden ernsthaften Dialog. Der Vorstandsvorsitzende agiert nicht als Gestalter, sondern als Verwalter des Stillstands. Das ist ein Armutszeugnis für ein Unternehmen, das sich selbst als Familienunternehmen versteht. Die Eigentümerfamilien Wolf und Lange müssen endlich Verantwortung übernehmen und ihren Vorstand an seine Pflichten erinnern – gegenüber den Beschäftigten, aber auch gegenüber der Zukunft dieses Unternehmens. Ein Blick ins Grundgesetz zeigt: Eigentum verpflichtet!“

Auch Yusuf Cengiz, Vertrauenskörperleiter bei Jungheinrich Lüneburg, findet deutliche Worte: „Die Kolleginnen und Kollegen haben einen harten Sommer hinter sich. Jetzt, wo die Feiertage und der Jahreswechsel vor der Tür stehen, hoffen sie auf Perspektive – und erleben stattdessen Ignoranz. Das ist bitter. Wir erwarten, dass die Eigentümerfamilien endlich ein klares Bekenntnis zum Standort Lüneburg abgeben. Denn dieser Standort ist profitabel, leistungsfähig und zukunftsfähig. Die Belegschaft verdient Respekt, keine Hinhaltetaktik.“

Trotz der Verweigerungshaltung des Managements bleibt der Betriebsrat entschlossen. In den kommenden Wochen soll gemeinsam mit der Belegschaft ein Maßnahmenkatalog für den Erhalt des Werks entstehen – mit konkreten Vorschlägen in den Bereichen Organisation, Produktion, Logistik, Innovation und Beteiligung.

„Es ist bezeichnend, dass ein Unternehmen, das auf Zusammenhalt und Partnerschaft pocht, den Dialog mit den eigenen Beschäftigten verweigert“, kritisiert die IG Metall. „Der Betriebsrat handelt zukunftsorientiert, konstruktiv und im Sinne des Unternehmens. Doch anstatt diese Chance zu nutzen, wählt der Vorstand die Blockade.“

Der Betriebsrat setzt nun auf die aktive Mitarbeit der Belegschaft und wird parallel alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um die Zukunft des Standorts abzusichern. „Es ist beschämend, dass ein traditionsreiches Familienunternehmen, das von Kooperation und Zusammenhalt geprägt war, nun mit juristischen Mitteln gegen seine eigene Belegschaft agiert“, fasst IG Metall-Gewerkschaftssekretär Rebstock abschließend zusammen. „Dabei ist alles vorhanden, was man für Zukunft braucht: eine hochqualifizierte, engagierte Belegschaft, moderne Strukturen und ein profitabler Standort. Jetzt fehlt nur noch eins: Ein Vorstand, der den Mut hat, diese Stärken zu nutzen, statt sie zu verspielen.“