Seit nunmehr über zwei Wochen befinden sie sich im unbefristeten Streik. Für die IG Metall ist die Preisverleihung ein Symbol der Doppelmoral – und ein Schlag ins Gesicht der Belegschaft. „Was sich in Düsseldorf abgespielt hat, war ein Lehrstück sozialer Heuchelei“, erklärt Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Celle-Lüneburg. „Während auf der Bühne Nachhaltigkeit gefeiert wird, sollen im echten Leben etliche Familien ihre Existenzen verlieren. Wer Menschen entlässt und zugleich Preise für Verantwortung entgegennimmt, hat den Sinn dieses Begriffs nicht verstanden.“
Die IG Metall hatte am Tag der Preisverleihung vor dem Veranstaltungsort in Düsseldorf demonstriert – unter dem Motto „Jungheinrich nachhaltig unsozial“. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus Lüneburg und anderen Standorten machten dort deutlich, dass Nachhaltigkeit mehr ist als CO₂-Bilanzen oder Hochglanzbroschüren. „Nachhaltigkeit beginnt bei den Menschen – nicht auf Preisverleihungen“, betont der Metaller.
Die Gewerkschaft fordert die Eigentümerfamilien Wolf und Lange auf, den Vorstand an die Wurzeln des Unternehmens zu erinnern: „Jungheinrich war einmal ein Synonym für Verlässlichkeit und Verantwortung. Es wäre höchste Zeit, diese Werte wieder zu leben“, so Rebstock.
Die IG Metall mahnt zugleich Politik und Gesellschaft, genauer hinzuschauen, wem Nachhaltigkeitspreise verliehen werden. „Wer Arbeitsplätze vernichtet und regionale Verantwortung abgibt, handelt nicht nachhaltig – sondern kurzsichtig“, heißt es von der Gewerkschaft. „Eine Politik, die soziale Verantwortung ausblendet, befeuert Misstrauen und Entfremdung. Nachhaltigkeit ohne Menschen ist Heuchelei!“
Trotz der Preisverleihung zeigt die Belegschaft in Lüneburg weiterhin beeindruckende Geschlossenheit. „Während der Düsseldorfer Gala-Rausch in den Vorstandsetagen womöglich noch nachklingt, stehen wir weiter vor dem Werkstor – entschlossen, solidarisch, laut“, schildert Gewerkschafter Rebstock. „Und wir werden unseren Kampf für eine gute und sichere Zukunft unbeirrt fortsetzen. Die Arbeitgeberseite täte gut daran, einmal innezuhalten und ihrem möglichem Gewissen zuzuhören. Es ist zutiefst verantwortungslos, die Beschäftigten in ein Weihnachtsfest voller Ungewissheit zu verabschieden – nur um sie im neuen Jahr auf die Straße zu setzen.“