Auf die Frage eines Fragenstellers oder einer Fragenstellerin, ob man sich schon jetzt Sorgen um die Rente machen müsse, antwortete Bundeskanzler Friedrich Merz: „Nein, vorausgesetzt (…) du tust in jungen Jahren genug für deine Altersversorgung. Verlass dich nicht nur auf die gesetzliche Rentenversicherung.“ Anschließend rät Merz, dass Menschen für einen guten Ruhestand privat vorsorgen sollten - mit 10, 20 oder 50 Euro pro Monat.
Für die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ist diese Aussage nicht nur realitätsfern, sondern gefährlich. Sie blendet aus, dass Millionen Menschen am Monatsende keinen einzigen Euro übrighaben und verkennt, dass private Vorsorge für viele kein realistischer Weg ist – nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht können. „Der Kanzler darf nicht Kanzler einer wohlhabenden Minderheit sein, die ihr Alter über Kapitalanlagen absichert. Er ist Kanzler von 84 Millionen – und muss dafür sorgen, dass Rente für alle bedeutet: Sicher im Alter leben können. Egal, ob man in Wunstorf, Wolfsburg oder Wernigerode lebt.“, sagt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall. „Wer mit 50-Euro-Spartipps um die Ecke kommt, verschließt die Augen vor der sozialen Realität – und schiebt die Verantwortung für Altersarmut auf die Betroffenen ab.“
Viele Beschäftigte, ob in der Industrie oder im Handwerk, stemmen steigende Mieten, höhere Energiepreise, Lebensmittelkosten und den Unterhalt ihrer Familien. Für sie ist der Gedanke, zusätzlich noch private Euros im Monat zurückzulegen, blanke Theorie. Wenn, dann werden diese häufig für alltägliche Rücklagen verwendet, insbesondere für Familien mit Kindern ist auch dies häufig unmöglich. Viele Menschen können sich Sparen nicht leisten. Wer hier auf private Vorsorge setzt, ohne gleichzeitig die gesetzliche Rente grundlegend zu stärken, nimmt in Kauf, dass Altersarmut in großem Stil Realität wird – und zwar nicht in ferner Zukunft, sondern in wenigen Jahren. Insbesondere in Zeiten, die mit Umbruch im Strukturwandel verbunden sind, braucht es ein Mehr an sozialer Sicherheit.
Die IG Metall Niedersachen und Sachsen-Anhalt fordert von der Bundesregierung, und damit verbunden von den jeweiligen SPD- oder CDU-geführten Landesregierungen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, ein konsequentes Umsteuern in der Rentenpolitik – mit klaren Schritten:
- Gesetzliche Rente stärken – nicht schwächen. Die gesetzliche Rentenversicherung muss der Hauptpfeiler der Altersvorsorge bleiben. Wir brauchen eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle einzahlen – auch Selbstständige, Beamte und Politiker*innen. Eine solidarische Alterssicherung.
- Rentenniveau sichern. Ein stabiles Rentenniveau ist die beste Versicherung gegen Altersarmut. Wir fordern ein gesetzliches Mindestniveau, das ein würdiges Leben nach dem Arbeitsleben ermöglicht.
- Tarifbindung ausbauen – gute Bezahlung jetzt. Die Höhe der Rente hängt direkt vom Einkommen ab. Mehr Tarifbindung heißt höhere Entgelte – und damit höhere Rentenansprüche.
Altersvorsorge darf kein Privileg sein. Eine Politik, die auf private Vorsorge setzt, verschiebt die Verantwortung vom Staat auf den Einzelnen – und riskiert eine Spaltung zwischen denen, die sich Vorsorge leisten können, und denen, die in Altersarmut abrutschen. „Wir brauchen keine Spartricks aus dem Instagram-Format – wir brauchen eine Rentenpolitik, die auf allen Spuren fährt und niemanden auf dem Standstreifen stehen lässt“, so der Metaller. „Das heißt: gesetzliche Rente stärken, soziale Sicherheit ausbauen und allen Menschen die Chance geben, von ihrer Arbeit auch im Alter gut zu leben.“