Intel-Absage ist Rückschlag Sachsen-Anhalt braucht jetzt industriepolitische Verlässlichkeit

Intel hatte ursprünglich geplant, auf dem Eulenberg bei Magdeburg eine der modernsten Halbleiterfabriken Europas zu errichten.

Foto Bezirk Nds-LSA

25. Juli 2025 25. Juli 2025


Zur endgültigen Absage der geplanten Intel-Ansiedlung in Magdeburg äußert sich Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Die Entscheidung von Intel, das Investitionsvorhaben in Magdeburg nicht weiterzuverfolgen, ist zweifellos ein Rückschlag für den Standort und für alle, die in den vergangenen Jahren mit hohem Einsatz an diesem Projekt gearbeitet haben – in Verwaltung, Wirtschaft und Politik ebenso wie in der Region insgesamt.“

Intel hatte ursprünglich geplant, auf dem Eulenberg bei Magdeburg eine der modernsten Halbleiterfabriken Europas zu errichten. Nun ist klar: Die Investition wird nicht realisiert. „Dass der Konzern neben Magdeburg auch seine Pläne in Polen aufgegeben hat, zeigt: Es handelt sich nicht um eine Standortentscheidung im klassischen Sinne, sondern um eine unternehmensstrategische Neuausrichtung mit globaler Tragweite. Wegen neuer Verluste und verschärftem Sparkurs hat sich Intel dazu entschlossen, vorerst nicht weiter in den Aufbau neuer Kapazitäten in Europa zu investieren.“

Intel befindet sich seit längerem in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Der Konzern hat Marktanteile verloren, insbesondere in zentralen Zukunftsfeldern wie Smartphone-Chips und KI-Prozessoren. Mit massiven Einsparungen und dem Abbau tausender Stellen versucht das Unternehmen derzeit, seine Struktur neu auszurichten. „Intel war über Jahrzehnte ein Synonym für technologische Führerschaft in der Halbleiterbranche. Der Rückzug aus wichtigen Expansionsprojekten ist ein sichtbares Zeichen dafür, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse im Technologiesektor verändert haben – und wie volatil selbst lange als gesetzt geltende Investitionszusagen inzwischen sein können“, führt der Metaller aus.

Für die IG Metall ist klar: Die Absage darf nicht dazu führen, dass die industriepolitischen Ambitionen für Sachsen-Anhalt oder den Bundesstandort als Ganzes infrage gestellt werden. „Die Herausforderung besteht nun darin, das entstandene Vakuum nicht einfach hinzunehmen, sondern neue Perspektiven zu entwickeln. Wer möchte, dass Zukunftsbranchen wie Halbleitertechnologie, Künstliche Intelligenz oder Cloud-Infrastruktur in Deutschland entstehen und wachsen, muss entsprechende Rahmenbedingungen schaffen – verlässlich, langfristig und strategisch durchdacht.“

Die IG Metall fordert konkret eine stärkere Verzahnung von Industrie-, Innovations- und Regionalpolitik. Zudem spricht sie sich für eine gezielte Förderung technologiegetriebener Branchen aus – auch über einzelne Leuchtturmprojekte hinaus. Darüber hinaus plädiert sie für klare Kriterien bei staatlicher Unterstützung, etwa im Hinblick auf Standortbindung, Tarifverträge und Mitbestimmung.

„Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen Jahren wichtige industriepolitische Grundlagen geschaffen – von verfügbaren Flächen über Verkehrsanbindung bis hin zur Qualifizierung von bestehenden und kommenden Fachkräften. Darauf lässt sich weiter aufbauen. Entscheidend ist jetzt, dass der politische Wille bestehen bleibt, industrielle Wertschöpfung im Land zu halten und neue Investitionen aktiv zu begleiten“, so Gröger. Dabei richtet sich der Blick nicht nur nach Magdeburg, sondern auch nach Berlin: „Wenn Deutschland Industrieland bleiben will, braucht es mehr als wohlklingende Strategiepapiere. Es braucht den Mut, gezielt in Schlüsseltechnologien zu investieren – und die politische Klarheit, dass Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und gute Arbeit zusammengehören.“

Die IG Metall wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass die Region Sachsen-Anhalt nicht abwartet, sondern gestaltet – mit konkreten Projekten, starken Betrieben und sicheren, tarifgebundenen Arbeitsplätzen.