Fest stand jedoch schon vor Beginn, dass das Aufeinandertreffen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite wenige Tage vor Weihnachten eine entscheidende Weichenstellung markiert: gelingt eine Lösung noch dieses Jahr oder eskaliert der Arbeitskampf im Januar 2025 weiter? Bei letzterem Szenario würde die IG Metall die nächste Streikstufe zünden.
Die Tarifpartner um unseren Verhandlungsführer Thorsten Gröger (Bezirksleiter IG Metall) und Arne Meiswinkel (Personalvorstand Volkswagen AG) versammelten sich am Vormittag in einem Hotel im Nordosten der Landeshauptstadt. Wie üblich waren auch die Spitzen unseres Gesamtbetriebsrates um Daniela Cavallo sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der Mitbestimmung dabei.
Beide Seiten bekräftigten zu Beginn der Verhandlungen ihre Positionen in sogenannten Auftakt-Statements für die Medien. Während VW einmal mehr das altbekannte Lied über dringend nötige Kostenverbesserungen und Effizienzsteigerungen anstimmte, unterstrichen IG Metall und Betriebsrat noch einmal unsere roten Linien: keine Werksschließungen, keine betriebsbedingten Kündigungen und keine dauerhaften Einschnitte in den Haustarif - und zwar schon gar nicht beim Monatsentgelt. Hier fordert die Arbeitgeberseite bekanntlich zehn Prozent Einbußen plus das komplette Streichen der monatlich 167 Euro hohen Tariflichen Zulage. Echter Kahlschlag also, zumal auch weitere Einschnitte auf der VW-Agenda stehen, zum Beispiel die Abschaffung der Jubiläums-Zahlungen für 25 und 35 Jahre Betriebszugehörigkeit.
Am Montag in Hannover besprachen beide Seiten bis in den späten Abend hinein die Themen, und zwar in Runden mit wechselnder Besetzung - mal kleiner, mal größer, mal intern, mal gemeinsam. Dienstag sollen die Verhandlungen den Planungen zufolge weitergehen. Die Gespräche waren von Anfang an angelegt mit einer Dauer länger als einen Tag.
Bemerkenswert war noch, dass am späteren Nachmittag der Markenvorstand um Thomas Schäfer und außerdem Konzern-Personalvorstand und Arbeitsdirektor Gunnar Kilian in dem Verhandlungshotel auf der Bildfläche erschienen. Beobachter der Szenerie werteten diesen Umstand als Zeichen dafür, dass die Gespräche mit Runde fünf in einer entscheidenden Phase angelangt sind. Das gelte jedoch, so war am Montagabend aus Verhandlungskreisen zu hören, nur für die Bedeutung der fünften Runde generell und sei nicht als Zeichen dafür zu werten, dass die Parteien die Zielgerade in Angriff nehmen würden.
Wie es weiter hieß, war am späten Montagabend noch lange nicht absehbar, ob am Dienstag nun eher eine Annäherung oder eher ein Stocken der Gespräche realistisch sein könnte. Unklar war auch, ob die fünfte Verhandlungsrunde gleich an Tag eins in eine Nachtschicht gehen würde. Gegen 22.00 Uhr am Montagabend wurde jedenfalls noch immer verhandelt.